Donnerstag, 31. Januar 2013

Unmännlich

Was ist Mannsein?
Diese Frage stellte ich mir schon öfters seit längerer Zeit. Die zeit davor schämte ich mich ein Mann zu sein und immer wenn Frauen ihre weiblichkeit, ihr Frausein stolz hochhielten fühlte ich mich bedroht als Mann. Doch warum? Ist dies jenes Gefühl, welche Schovinisten dazu treibt Frauenfeindlich zu werden? War es auch dieses Gefühl, was die Patriarchen dazu trieb das Patriarchat aufrecht zu erhalten und die Frauen zu unterdrücken?

Inzwischen denke ich, dass es eben dieses Gefühl war und ist. Doch warum gibt es dieses Gefühl? Ich kann nur von mir sprechen. Ich habe dieses Gefühl in oben genannten Situationen und auch in solchen wo die Fehler der Männer hochgehalten werden (nicht selten zu Recht, gerade das ist ja das schlimme). Ich habe das Gefühl, dass meine Identität zerbricht, das Gefühl wertlos zu werden. Aber warum? Weil ich kein besseres Bild habe was ein Mann ist, oder eigentlich war. Keine positiven Bilder, keine Vorbilder an denen ich mich richten kann. Ich kenne nur eine positive Sache die an Männern im Volksmund (bei einigen bis vielen Männern und Frauen) verbreitet ist: Der Körper eines Mannes ist für physische Kraft besser gemacht. Ein Mann ist rationaler (ob das immer gut ist steht auf nen anderen Blatt) als Frauen (so sagt man, wobei die verschwommensten Grenzen ja gerade hier sind).
Aber ich will nicht auf meinen Körper reduziert werden. Ich will auch nicht zur Maschiene reduziert werden (Computer und sonstige Maschienen sind ja das Musterbeispiel für Rationalität). Wenn Frauen stolz über ihr Frausein sprechen (was sie natürlich können und sollen, wenn es der Person angemessen ist), fühle ich mich der Attribute beraubt die sie für typisch Frauen in Anspruch nehmen.
Wenn das alles Frausein ist was sie sagen, wenn das alles eine Frau ausmacht, was bleibt dann übrig?
(Mal abgesehen davon, dass dies auch ein Zeichen sehr hoher Ansprüche an ihr eigenes Geschlecht ist).
Woran kann ich mich als Mann dann noch halten?
An gar nichts, was die Gesellschaft hier zu bieten hat. Ich fühle mich automatisch reduziert, weil ich nichts anderes habe und ich das Gefühl habe dass man mir das wegnimmt.

Woran soll ich denn dann als Mann mir ein Beispiel nehmen, besonders als heranwachsender Mann?
An den Trunkenbolden und Sexmaschienen von denen man so viel hört? Vom primitiven Brutalo?
Man hört doch kaum was anderes mehr und reduziert wird dann auf Kraft und Rationalität, aber zugleich auch auf Primitivität.
Eine Frau wird heute, hier zumindest nicht, als Primitiv angesehen. Der Mann gilt doch heute als das Musterbeispiel eines Primitiven in der breiten Bevölkerung. Woran soll sich also ein heranwachsender Mann orientieren? Wo liegt seine Identität?
Wenn er sie zu finden versucht und versucht mehr zu sein als nur das obrige, so wird jener unmännlich. Oder sehr schnell zumindest. Wenn man diese Barriere nicht durchzubrechen in der Lage ist, dann ist man verloren als Mann und bleibt solange der Primitive, bis er zu sich selbst gefunden und innegehalten hat. Aber bis dahin ist der männliche Stolz vieler Männer hier bei uns, kein Stolz auf den man Stolz sein könnte.

Doch zugleich wird stillschweigend erwartet, dass ein Mann ja doch mehr als ein Mann ist. Oder wird. Doch darüber wird nicht gesprochen, oder zumindest selten. Es gibt kaum Männer mehr die einem heranwachsenden zeigen, oder vormachen könnten was einen echten Mann ausmacht. Es gibt sie kaum mehr. Jene Männer, die die Heiligkeit des Mannseins mitleben und vorleben.

Deswegen habe ich Angst und fühle mich bedroht.
Weil ich keine positiven Bilder in jungen Jahren bekommen habe.
Weil mir kein Mann das echte Mannsein gezeigt hat.
Weil ich größtenteils nur schlechtes über Männer hörte und sah.
Weil ein Gefühl (ja, ich glaube fest daran dass auch Männer sowas "haben" :P) mir sagt:
"Da ist mehr"
Ich es aber noch nicht gefunden habe.
Weil ich das Gefühl habe, dass der Mann immer mehr an Wert verliert.
Weil ich somit Angst habe selbst an Wert zu verlieren.
Und weil ich Angst habe, ist was wahres dran.

Gegen diese Reduktion, Vorurteile. Gegen diese Einseitigkeit und schlechter Beispielslosigkeit. Gegen unechte Männlichkeit und falschen Stolz.
Dagegen will ich mich zur Wehr setzen und vieles daran setzen, meine Mannesidentität aufzuwerten, aufrecht zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Damit ich keine Angst mehr habe, wenn Frauen auf ihr Frausein stolz sind.
Und damit ich dann keine irrationalen Grund mehr habe diesen Stolz zu fürchten.
Letztlich damit ich keine Angst mehr haben muss reduziert zu werden.

1 Kommentar:

  1. Besser kann man es nicht sagen.
    Vor allem stimmt es mich immer wieder traurig, dass viele Männer durch Vollidioten unter ihren Geschlechtsgenossen denunziert werden.
    Und das die meisten Frauen gerade auf diese Idioten abfahren, sich dann wiederum beschweren, wie schlecht diese sie behandeln...

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